Im Herbst 1989 reist Hannah, eine junge, in Ost-Berliner Künstlerkreisen behütet aufgewachsene Frau, als Mitglied einer DDR-Entwicklungshelfer-Brigade nach Äthiopien. Schon bald findet sie sich dort im Bürgerkrieg wieder, während sich ihr Heimatland auch plötzlich im politischen Umsturz befindet. Die Situation in beiden Ländern wird in den Briefen reflektiert, die zwischen ihr und ihrer Familie hin- und her gehen, und die den Handlungsrahmen vorgeben, verwoben mit der Poesie der äthiopischen Landschaft und Kultur. Hingerissen von dem weltgewandten Haile, erfährt Hannah ihre eigene Geschichte von Liebe, Suche, Fernweh und Heimatverlust …
Hannah wird eingeführt im Umfeld ihrer Mutter Marianne, in deren Wohnung sich allwöchentlich Intellektuelle aus Schriftsteller- und Theaterkreisen (Marianne, Sonja, Ursel, Rosi, Robert) treffen, um bei Kaffee, Wein und Massage durch die Physiotherapeutin Anne über Gott und die Welt – und, zeitgemäß fortschreitend – über den Untergang der DDR zu diskutieren, den sie im Laufe der Handlung live miterleben.
Hannah fliegt mit 13 DDR-Landmaschinenschlossern nach Äthiopien. Der Konflikt zwischen der künstlerisch und eher regimekritisch geprägten Hannah und den linientreuen Vertretern der Arbeiterklasse ist vorprogrammiert.
Den Rahmen der folgenden Handlung geben die (Original-) Briefe vor, die zwischen Hannah in Äthiopien und Marianne/Robert in der DDR hin und her gehen. Aufgrund der langen Postwege sind die Briefe zeitversetzt. Die Akteure wissen also niemals genau, was gerade am anderen Ende der Welt geschieht.
Hannah erlebt Äthiopien als Kulturschock und reflektiert dies auch, hat aber gleichzeitig kein Problem, sich auf die Kultur einzulassen. Kurz nach ihrer Ankunft an ihrem Einsatzort, der Staatsfarm und Landwirtschaftsschule Ardaita, lernt sie den charismatischen Äthiopier Haile kennen, der für einen DDR-Mähdrescher-Hersteller „Fortschritt“ als Ingenieur arbeitet. Zwischen ihnen funkt es sofort.
Während in Äthiopien ein Bürgerkrieg ausbricht, verschärft sich die innenpolitische Situation in der DDR ebenfalls. Niemand weiß, ob alles friedlich abgehen wird. Die hin- und hergehenden Briefe schildern beide Seiten. Hannahs Liebesbeziehung mit Haile, der ihr die Augen für sein Heimatland öffnet, bringt sie in Konflikt mit den Männern ihrer Brigade. Die greifbare Bedrohung durch den Bürgerkrieg im Hier, die Verunsicherung über die Zukunft im Dort und eine letztlich hoffnungslose Beziehung stürzen Hannah in ein emotionales Chaos. Als in Berlin die Menschen auf der Mauer tanzen, weiß Hannah in Äthiopien nicht, ob und wann sie jemals wieder aus dem Land am Horn von Afrika, das sie ebenso verzaubert wie verstört, herauskommen wird. Und gleichzeitig begreift sie mit jeder Nachricht, jedem Brief aus Europa, dass sie nie wieder in die Heimat zurückkehren wird, die sie verlassen hat.
Nach wahren Begebenheiten.